Wilhelma Stuttgart: Magnolienblüte bleibt dieses Jahr ohne Gäste eine stille Freude
Ein besonderes Bild gibt der Maurische Garten in der Wilhelma in diesen Tagen ab: nicht wegen der prächtigen Magnolienblüte, die sich hier in historischer Kulisse des einst königlichen Parks entfaltet hat, sondern weil die Bewunderer fehlen, die sonst in dieser Zeit Jahr für Jahr in großer Zahl durch den Hain mit seinen fast 70 Magnolien flanieren. Gerade um Menschenansammlungen in Zeiten der Corona-Pandemie zu vermeiden, muss auch der Zoologisch-Botanische Garten in Stuttgart aus Gründen des Infektionsschutzes derzeit für die Öffentlichkeit geschlossen bleiben.
Möglicherweise erstmals, seit Wilhelm I. von Württemberg sich die Wilhelma als persönliches Refugium hat anlegen lassen, können nur Bedienstete einen Blick auf die Blütenpracht erhaschen: Tierpfleger auf dem Weg zum Revier oder Parkpfleger bei der Arbeit an einem der schönsten Einsatzorte Stuttgarts. Um die traditionsreiche Anpflanzung aus dem 19. Jahrhundert in Schuss zu halten, gibt es einiges zu tun. Weil der Standort untypisch für Magnolien ist, muss der Boden regelmäßig gelockert und belüftet werden. „Wir haben dafür den Rasen vertikutiert und poröses Lavagestein eingearbeitet“, erklärt Clemens Hartmann, der Baum-Manager der Wilhelma. Bei aller Hege und Pflege leben die Bäume nicht ewig. „Zwei der Magnolien hatten ihre Vitalität eingebüßt“, so Hartmann. „Mit der Zeit sind immer mehr Äste abgestorben und sie haben auffällig wenige Blüten ausgetrieben. Deshalb mussten wir sie fällen und haben neue gepflanzt.“
Solcher Ersatz ist hin und wieder notwendig. Von den rund 70 Bäumen dürften nach Aktenlage ein Dutzend noch vom Urbestand des Monarchen stammen. Überprüfen lässt sich das aber nur „posthum“. Deswegen schickte die Wilhelma vom Stamm der größeren Magnolie, die vor dem Aquarium stand, eine Baumscheibe an die Uni Hohenheim. Die konnte anhand der Baumringe ermitteln, dass diese Magnolie 1911 gepflanzt worden war.
Für die beiden gefällten Tulpenmagnolien setzten die Gärtnerinnen und Gärtner zum einen wieder eine solche Magnolia soulangiana mit ihrem typischen Rosa-Weiß. „Als Zweite habe wir uns für eine Wilson-Magnolie entschieden, die ganz weiße Blüten trägt. Die hatten wir noch nicht im Bestand“, sagt Hartmann. „So können wir die Vielfalt weiter ausbauen. Damit stehen im Maurischen Garten jetzt 24 Arten und Sorten.“
Ungewohntes Rot-Weiß gesellt sich aktuell ganz bodennah dazu – in Form von Flatterband, das eine Baustelle abgrenzt. Dass derzeit keine Gäste zu erwarten sind, nutzt die Wilhelma, um im Maurischen Garten die Wegesanierung voranzutreiben. So stören die Arbeiten keine Flaneure oder Fotografen und die Wege sind startklar, sobald der Park wieder seine Tore für Publikum öffnen darf.